Mitteilung
Pressemitteilung
Verständigung über Grenzen und Generationen hinweg
Am 6. März 2020 war der Bayerische Landtag Treffpunkt für das erste Jugendforum der Beauftragten der Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Sylvia Stierstorfer, MdL. Rund fünfzig junge Menschen diskutierten dort unter dem Motto „Kultur leben, Erinnerung bewahren“ über ihre familiären Wurzeln, was sie für sie bedeuten und wie sich diese für die Verständigung mit unseren Nachbarn im Osten nutzen lassen.
Wie lassen sich die Traditionen, die die Vertriebenen und Aussiedler aus ihrer Heimat mit nach Bayern gebracht haben, bewahren? Ist das Thema überhaupt noch aktuell, wenn schon so viel Zeit vergangen ist und selbst die Aussiedler oft schon in zweiter und dritter Generation hier leben?
Die jungen Leute, größtenteils Aktive von Jugendverbänden im Vertriebenen- und Aussiedlerbereich, diskutierten in einem World Café in wechselnden Gruppen diese und andere Fragen. Welche Rolle spielt die Heimat der Groß- und Urgroßeltern für die eigene Identität und das Verhältnis der Generationen? Was ist mit der aus der alten Heimat überkommenen Mundart, mit Traditionen, Trachten, Tänzen und Spezialitäten, die Vertriebene und Aussiedler mitgebracht haben? Einig waren sich alle, dass wir mehr Jugendaustausch mit unseren Nachbarn im Osten brauchen und dass, wie Moderator Johannes Eichelsdörfer es auf den Punkt brachte „Tradition … nicht die Verehrung der Asche“ sein darf, sondern „Weitergabe des Feuers“ meint. Weiter wünschen sich die jungen Leute mehr Bildungs- und Informationsangebote zum Thema, die leicht zugänglich und gut aufbereitet sind – und das in allen Schulformen. Was die Vermittlung in Museen betrifft, erwarten sich die Teilnehmer mehr persönliche Geschichten und interaktive Darstellungsformen. Ganz generell setzen sie auf eine stärkere Präsenz in den Medien und insbesondere in sozialen Netzwerken.
Eine wichtige Inspiration für die Teilnehmer war dabei ein Gespräch zwischen drei Generationen im Vorfeld des World Cafés. Dort diskutierte eine Angehörige der Erlebnisgeneration, die Donauschwäbin Maria Pfundstein mit dem aus einer sudetendeutschen Familie stammenden „Kriegsenkel“ Frank Altrichter, der für die Generation der zwischen 1960 und 1980 Geborenen sprach und Matthias Melcher als Vertreter der jungen Generation mit böhmischen Wurzeln. Wichtige Impulse gaben auch Landtagsvizepräsident Karl Freller, MdL, mit einem engagierten Statement zu Beginn der Veranstaltung, und der Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, Prof. Dr. Andreas Weber. Ihnen und allen weiteren Teilnehmern dankte die Beauftragte abschließend für eine rundum gelungene Ideenwerkstatt. Denn die Befassung mit Traditionen, den eigenen Wurzeln und der Einsatz für Verständigung mit dem Osten sind „mitnichten Themen der Vergangenheit und nur der älteren Generation. Nein, es sind Themen, die Generationen zusammenbringen und Grenzen überwinden, die uns ermutigen, ein neues, besseres Europa aufzubauen“, so Sylvia Stierstorfer.
Bild: Alexander Göttert